Feldforschung – Abenteuer zwischen Adrenalin und Erschöpfung Teil 1: Kolumbien (1991)

Mehr als ein Dutzend Feldforschungsreisen führte mich zwischen 1991 und 2016 nach Süd- und Zentralamerika. Ihre Ergebnisse gingen in wissenschaftliche Publikationen ein. Doch Feldforschung hat auch immer eine emotionale Seite und zieht Reflexionen nach sich, die über Wissenschaft weit hinausgehen. Oft habe ich gedacht, wie schön es doch wäre, auch diese – eher verborgene – Seite von ...
Hymnisches – ernsthaft und kurios

Können Sie die obigen Noten einer lateinamerikanischen Nationalhymne zuordnen? Hören Sie überhaupt gern Nationalhymnen? Bei Staatsempfängen lauschen Sie ihnen respektvoll und beim Fußball singen Sie sie gern, gar lauthals, mit? Dies aber nur dann, wenn es auch „Ihre“ Mannschaft ist! Das versteht sich von selbst. Aber sind Nationalhymnen, die ...
Víctor Montoya – Microcuentos – Teil 13

QUETZAL veröffentlicht exklusiv die deutsche Übersetzung einer weiteren Reihe von „Microcuentos“ des bolivianischen Schriftstellers Víctor Montoya. Wenn der Affe ein naher Verwandter des Menschen ist, sagte sich ein Schimpanse im Käfig, ist es also nur folgerichtig, dass Tarzan ...
Microzoología (Teil 4)

Hundswut
Zu seinem Entsetzen sah der Hund im Traum, dass sein Herr ihn nur träumte. Er erwachte mit Schaum vor dem Maul, stürzte sich auf seinen Besitzer und biss ihn tot.
Der Esel und die Kuh
Am Eingang zu Noahs Arche trafen sie aufeinander.
Als die Kuh den Esel mit dem herabhängenden Maul sah, muhte sie herzhaft und ....
Honduras: Der verzweifelte Kampf um sozialen Wandel
Honduras wird seit dem offiziellen Beginn der „Demokratie” Anfang der 1980er Jahre nach wie vor von den einflussreichsten und mächtigsten Unternehmern des Landes regiert. Diese haben zwei Lager gebildet: Die Liberalen und die Nationalisten. Inhaltlich unterscheiden sie sich kaum voneinander. Die Parteimitglieder stammen aus den reichsten Familien, die das Land seit seiner Unabhängigkeit regieren. Die Gewaltenteilung wird durch deren Besetzung...
Mexikos Bicentenario: Was bleibt vom lateinamerikanischen Modellfall? - Ein Literaturbericht
2010 war für Mexiko ein besonders symbol- und geschichtsträchtiges Jahr: Am 16. September feierten die Mexikaner den 200. Jahrestag (Bicentenario) des Grito de Dolores, mit dem der Unabhängigkeitskampf gegen Spanien begann, und am 20. November begingen sie das hundertjährige Jubiläum der Revolution von 1910 (Centenario).1 Allerdings war vielen nicht nach Feiern zumute. 2010 bildete mit mehr als 10.000 Toten zugleich einen tragischen Höhepunkt im „Drogenkrieg“ zwischen der Staatsmacht und den Kartellen, der von Präsident Felipe Calderón vor vier Jahren ...
21. Februar 2011
Gelesen, Mexiko, Parteien & Soziale Bewegungen, Politik & Recht Tagged Bicentenario, Independencia, Indigene, Mexiko, NAFTA, PAN, PRI, Revolution, Staatskrise, Transition, Unabhängigkeit, USA, Zapatisten
Peter Gärtner
Zum sozialen Jahr in ein Entwicklungsland
Camino. Den Horizont weiten. Sie gehen nach Chile, Ghana oder in palästinensische Gebiete, um Menschen zu helfen, die es bitter nötig haben. Abiturienten, aufgewachsen in der Sicherheit des deutschen Wohlstands, suchen die Erfahrung des „ganz anderen“. Ein Jahr lang leben sie in sehr einfachen Verhältnissen in einem Land, dessen Sprache sie oft nur unzureichend beherrschen, und kümmern sich dort um diejenigen, die allein gelassen sind. Sie engagieren sich für Behinderte und Straßenkinder, arbeiten in Altenpflegeheimen und Kindergärten. Das Elend rückt hautnah. „Weltwärts“ heißt das Freiwilligenprogramm der Bundesregierung, die damit meist kirchliche Organisationen, Stiftungen, Friedensinitiativen unterstützt. Mechthild Müser stellt es vor.
Rechte der Natur oder Recht auf soziale Teilhabe?
Viele Länder Lateinamerikas sind seit Jahrhunderten Lieferanten von Primärgütern. Die Ausbeutung der Rohstoffe hat eine lange Tradition. So bauten die spanischen Kolonisatoren seit dem 16. Jahrhundert Silber in der Mine von Potosi in Bolivien ab und entzogen dem Land unter hohen menschlichen Opfern immense Reichtümer. Andere begehrte Rohstoffe waren Holz und Kautschuk, das zur Gummi-Gewinnung gebraucht wurde. Schwerpunkt war hier im 19. Jahrhundert das Amazonas-Gebiet um die brasilianische Stadt Manaus. In der Neuzeit hat sich ...
Honoratioren, Militärs, Populisten
Volatilität als Konstante im politischen System Perus (Teil 2)
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3. Parteienkrise und die Ära der politischen Bewegungen
Die wirtschaftliche Krise, in die die Politik der Militärs führte, brachte 1980 die Rückkehr zur Demokratie. Aber mehr als zehn Jahre Parteienverbot hatten ihre Spuren hinterlassen. Sämtliche politischen Parteien befanden sich in einer tiefgreifenden Krise. Ihr Apparat musste wieder aufgebaut, Wählervertrauen zurückgewonnen werden. Lediglich die Parteien der (Neuen) Linken blieben intakt, da sie ohnehin meist außerhalb der Legalität wirkten und ihre Organisation in den armen Stadtvierteln oder Universitäten am Leben erhielten. Dies fand besonders seinen Ausdruck in den beginnenden (außerparlamentarischen, terroristischen) Aktivitäten der neuen Abspaltung Partido Comunista del Perú (Sendero Luminoso, PCP-SL).
In den Wahlen konnte sich erneut die Acción Popular mit ihrem Präsidenten Fernando Belaunde Terry durchsetzen, so als hätten die zwölf Jahre der Militärregierung nicht existiert. Doch der Erfolg basierte nicht auf einer breiten, allgemeinen Zustimmung der Massen. Die Gesellschaft war auf der Suche nach neuen Alternativen. Im gleichen Jahr gewann in Lima beispielsweise mit Alfonso Barrantes der Kandidat der Izquierda Unida, der Vereinigten Marxistischen Parteien, die Bürgermeisterwahlen.
In der ersten Hälfte der 1980er Jahre hatten sich das erste Mal Anfänge für ein relativ stabiles Parteiensystem etabliert. Die Izquierda Unida repräsentierte darin die Linken, die APRA mitte-links, AP mitte-rechts und die Partido Popular Cristiano (PPC) den konservativen Flügel des Bürgertums.
1985 gelang es der APRA mit Alan García an der Spitze, erstmals das Präsidentenamt zu erringen, ohne dass das Militär daraufhin einen Putsch durchführte. 1986 folgte der Triumph bei den Bürgermeisterwahlen von Lima. In beiden Wahlen hieß der direkte Verlierer Izquierda Unida, die sich daraufhin in mehrere Splitterparteien auflöste und dermaßen geschwächt wurde, dass sie sich (und mit ihr die gesamte Linke) bis heute nicht davon erholen sollte.
Für die APRA begann der Niedergang ausgerechnet an ihrem bisherigen politischen Höhepunkt. In ihrer fünfjährigen Regierungszeit erlebte Peru nie Dagewesenes: die zunehmenden Aktivitäten des Sendero Luminoso, die Massaker in den Gefängnissen El Frotón und Lurigancho, Ämterpatronage sowie eine florierende Korruption im politischen Apparat, den Bruch mit dem IWF – und den völligen Ruin der Wirtschaft. Anstelle der Umsetzung einer besseren Politik konstatierte das Wahlvolk seine Ohnmacht gegenüber einer inkompetenten Partei, die schließlich zu einer weit um sich greifenden Frustration führte.
Seit Ende der 1980er Jahren befanden sich die politischen Parteien Perus damit erneu.....